Maschine und Plovdiv vom 20. und 21.06.2004

Zagreb ist schön, will die Kulturgruppe wegen mangelhafter Ausschilderung aber erst nach langwieriger Suche gen serbischer Grenze entlassen. Gemäß unserem neuen Motto „Entweder ganz vorne oder wenigstens der Letzte sein“ nehmen wir den mautlastigen Weg durch den Balkan unverzagt wieder auf. Die Qualität der Straßen bleibt dabei in erheblichem Maße hinter den Kosten für deren Nutzung zurück.

Am Grenzübergang nach Serbien-Montenegro, der beidseitig von Minenfeldern flankiert ist, sorgt die Frage des Uniformierten, ob wir auf dem Weg in den Irak seien, für einige Ratlosigkeit im Gefährt. Ein zweiter Blick auf unsere Bekleidung erklärt dann aber einiges. Wir sehen tatsächlich wie eine Art Söldner aus, bei der nächsten Möglichkeit muss deutlich mehr Farbe ins Outfit.

Auf der Fahrt an Belgrad vorbei erhält Fahrer O.F. einstimmig den Ehrennamen „Maschine“ verliehen. Zuverlässig und fehlerfrei steuert er an Schlaglöchern und gewagten Straßenverengungen vorbei, selbst die ereignislos vorbeiziehende Landschaft lässt ihn nicht ermüden. Standhaft lehnt er auch das Ansinnen einiger Freunde ab, doch auch einmal fahren zu wollen. „Ich will in Ruhe reisen, und nicht um mein Leben fürchten müssen“, lautet die Begründung.

Kurz nach Nis, dass wie das ganze Land noch deutlich vom Krieg gezeichnet ist, kommt wieder die Fußballzeit. Wir finden einen „Grill“, der neben leckeren Kevapcici, Tomaten und Rotweinen auch über einen auf das richtige Programm eingestellten Fernseher verfügt. Portugal schickt zur allgemeinen Freude die spanische Elf nach Hause, uns zieht es heute noch nach Bulgarien. Kurz nach Mitternacht ist auch diese Grenze problemlos passiert, 20 Kilometer vor Sofia wird eine begrünte Müllkippe zum Schlafplatz auserkoren.

Der neue Tag begrüßt acht Ausgeschlafene mit strahlendem Sonnenschein, ohne Frühstück führt uns der Weg vorbei an verfallenden Industriebauten, verschlafenen Dörfern und frei laufenden Pferden. Fragen, wie: „Flemme, was muss ich bei der Flucht auf einem Pferd beachten?“ oder „Führen alle Wege nach Plovdiv?“, werden zeitintensiv diskutiert. Der Grenzübertritt in die Türkei kostet dann erstmals ein wenig Nerven, zwei Stunden später werden wir auf türkischer Seite Zeugen einer Verhaftungsaktion der Zivilpolizei. Heute Abend gibt es Bier in Istanbul.


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