Lance und Massage vom 25.07.2004

Nach einem frugalen Frühstück am Morgen laufen wir innerhalb von 30 Minuten in einen Hafen der Insel Cat Ba ein. Und dabei hatten wir gedacht, ganz weit weg von allen unromantischen Menschen dieses Breitengrades zu sein. Mit dem Minibus bei strömenden Regen dann noch nach Cat Ba Town, ein ehemals kleines Fischerdorf, das seit wenigen Jahren auf dem besten Weg zum Mallorca-Verschnitt ist.

Nach kurzer Rast in unserem Betonklotz-Hotel startet eine Fahrradtour, an der ich aufgrund schreiberischer Aufgaben „leider“ nicht teilnehmen kann. Schnirps, bitte übernehmen:

Danke Gunnar, galant wie immer hast du vergessen, zu erwähnen, dass Dank deiner Abwesenheit für die Kameraden nun endlich mal die Gelegenheit da war, etwas Sport zu treiben. Also Fahrradtour war angesagt. Gleich zu Anfang möchte ich den unbedarften Touristen vor einer Nachahmung warnen. Fahrradtour in Onkel-Ho-Land ist nicht gleich Fahrradtour z. B. im Thüringer Wald. Das Dilemma beginnt schon bei der Ausleihe des Equipments. Der technische Zustand der auf den ersten Blick ganz passabel aussehenden Bikes erwies sich nach kurzer Funktionskontrolle als desolat und zwar durch die Bank weg. Das herbeieilende Servicepersonal war offensichtlich in einer Panzerschlosserei ausgebildet worden und hatte außer riesiger Maulschlüssel und Tritte gegen die Hinterräder nichts zu bieten.

Schon zu diesem Zeitpunkt hätten wir aus Gründen der Vernunft unser Vorhaben aufgeben müssen. Aber was ist schon Vernunft, meinte schon Kleintabaluga. Es ging los. Am ersten Berg flogen uns die ersten Ketten um die Ohren. Schieben bzw. ölige Finger waren angesagt. Wenigstens bergab gab es kaum Probleme. Die Bremsen funktionierten. Nach wenigen Kilometern verließen wir das nervige Cat Ba Town. Das Hupen wurde endlich weniger und vor uns tat sich eine grüne Ebene auf.

Die Straße führte uns durch kleine Dörfer, umrahmt von verschachtelten Reisfeldern, auf denen flachkegelbehutete Bauern und ihre Wasserbüffel durch den knöcheltiefen Schlamm wateten. Postkartenklischee vom Feinsten. Zeit zum Genießen bleibt kaum. Zum einen hat einige Kameraden der sportliche Ergeiz gepackt (abends wurde immer Tour de Lance geguckt) und zum anderen begann jetzt die bergige Küstenstrasse. Ein Anstieg jagte den Anderen. Unsere 3-Gang-Technik forderte alles. Spätestens jetzt bereute Hai Ho (unser kleiner vietnamesischer Guide) bitter, uns in seinem jugendlichen Leichtsinn seine Begleitung angeboten zu haben. Nach ca. 20 schweißtreibenden Kilometern stellten wir im wesentlichen zwei Dinge fest: Erstens hätten wir etwas zu Trinken mitnehmen müssen und Zweitens kannte sich Hai-Ho in der Gegend genauso gut aus wie wir.

Schweißgebadet und, ohne Übertreibung, in letzter Not erreichten wir ein kleines Dorf mit angeschlossenem Tante-Emmingh-Laden. Coke und Kaiserbier. Wir waren gerettet. Nach kurzer Zeit fanden sich sämtliche Kinder des Dorfes an unserem Tisch ein. Restlos alle noch in unseren Taschen befindlichen Segnungen der westlichten Zivilisation wechselten den Besitzer und ließen die kleinen Herzen höher schlagen. Auch Tante Mingh wurde mit einem VW-Schlüsselband ausgezeichnet und revanchierte sich mit gartenfrischer Papaya mit Lemmon. Nun ging es zum White Sandy Beach. Jeder Reiseanbieter wäre angesichts dieses „Strandes“ in einer Klageflut erstickt. Was soll`s, wir haben trotzdem gebadet. Zwei Stunden Rückfahrt. Ein kurzer Boxenstopp. Kokosnuss pflückende Kinder. In der Dämmerung waren wieder zurück. Der Zieleinlauf bleibt geheim.

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