Bier und Shrimps vom 25.08.2004

Harrisonburg schläft auch am Morgen unbeeindruckt vom Lauf der Welt vor sich hin, uns ruft Washington. Pünktlich zur Mittagszeit parken wir vor dem Hauptbahnhof ein und lernen die Qualität der US-amerikanischen Sicherheitskräfte kennen. Flemme öffnet sich nach der kräftezehrenden Strecke von 100 Meilen zur Feier der Ankunft auf dem Fahrersitz ein Bier, kurz darauf sind wir buchstäblich umzingelt. Drei Streifenwagen kommen aus dem Nichts, die Beamten machen gesprächig und bestimmt klar, dass auf dem Fahrersitz Sitzende in keinem denkbaren Fall Alkohol trinken dürfen. Akzeptiert.

Das Capitol liegt gleich um die Ecke und ist von Kränen umgeben. Das ganze Gebäude ist eine große Baustelle, auf der Treppe stehend fallen mir diverse Filmszenen ein, die hier spielen. Zu Fuß bewältigen wir die gar nicht mal so kurze Strecke zum Weißen Haus und sind von der intensiven Beflaggung sämtlicher Gebäude beeindruckt. Man stelle sich einmal Berlin-Mitte flächendeckend mit Schwarz-Rot-Gold geschmückt vor. Geht irgendwie nicht. Warum, wissen wir auch nicht.

Nach zwei Stunden ist die Stippvisite vorbei, wir ohne Polizeischutz im Auto und auf der Suche nach einem Internet-Zugang. Das hat sich bereits in den vergangenen Tagen als schwierig herausgestellt, eigentlich verfügen nur die örtlichen Bibliotheken darüber. In Städten wie LA gibt es natürlich auch Internet-Cafes, im Rest des Landes aber scheint jeder aufgrund der geringen Kosten privat Online zu sein. Wir finden zwar ausgerüstete Bibliotheken, deren Rechner sind aber für den Versand von „fremden“ Daten gesperrt. Da müssen die geneigten Weltreise-Interessierten in Deutschland eben gezwungenermaßen noch etwas länger auf frisches Material warten.

Dem letzten Informationsstand zufolge legt „unser“ Schiff erst am 27. abends in Philadelphia ab. Wir haben für die noch vor uns liegenden 136 Meilen also richtig Zeit. Die wird teilweise für ein Abschlusscamping genutzt, Ort des Geschehens ist der Elk Neck State Park. Er liegt auf einer Halbinsel am Ende der elend langen Chesapeake Bucht und ist richtig traumhaft. Das wird mit „Shrimps satt“ gefeiert, Machine kommen sie sogar zu den Ohren raus (siehe Fotodokument). Flemmes Angelversuche schlagen fehl, der steife Wind treibt die Pose permanent in fischunfreundliche Uferzonen. Er hat es mit Fassung getragen.

Wahrscheinlich werde ich mich in vielen Jahren im Zusammenhang mit unserer Reise vor allem an die Zeltplatz-Quatschrunden erinnern. Sieben mittlerweile größtenteils von Heimweh heimgesuchte Weltenbummler sitzen um einen Holztisch herum und diskutieren naheliegende und abstruse Themen als wenn es um ihr Leben ginge. Wenn ich wieder zu Hause bin, gründe ich vielleicht einen Debattierklub. Hat jemand mit so etwas schon Erfahrungen?

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