Geld und Meer vom 26./ 27.08.2004

Heute müssten wir unseren Pontiac wieder abgeben. Die Vertragsverlängerung auf dem Flughafen von Philadelphia ist erstaunlich einfach und preiswert, dem krönenden Abschluss unserer amerikanischen Reise steht nunmehr nichts mehr im Wege. Das Ostküsten-Spielerparadies Atlantic City wartet und empfängt uns am frühen Abend mit all seiner Gigantomanie. Die Suche nach brauchbaren Übernachtungsplätzen gestaltet sich unerwartet schwierig. In den riesigen Spiel-Hotelburgen ist nichts mehr frei, obwohl heute Donnerstag ist. Zudem empfinde ich die Preise als Frechheit, wir greifen letztendlich auf ein günstiges Motel in unmittelbarer Nähe des Atlantiks zurück.

Kurz geduscht und wir schlendern über den Boulevard, der offensichtlich auch einer der zerstörten Träume ist. Die Lichter gehen in der Dämmerung an, das Cäsar’s und Trump’s Taj Mahal erstrahlen im verführerischen Glanz des Neons. Verkitschte Fassaden verfügen über eine merkwürdige Anziehungskraft, die Kulturgruppe rettet sich erst einmal in eine Strandbar. Das Meer rauscht und eine Dreiercombo mit Rhythmuscomputer gibt ihr Bestes.

Nach intensiver Stärkung an einem Lunch-Büffet muss es dann sein. Die einarmigen Banditen daddeln lautstark, Roulette-Kugeln klickern und Menschen jeden Alters machen mir unverständliche Dinge mit Würfel und Karte. Die Vorgehensweise ist für uns relativ Spielunerfahrene schwer zu durchschauen, nach längerer Beobachtungszeit wird der Schritt ans Grün gewagt. Einige Freunde verdoppeln den kollektiv festgelegten Gesamteinsatz von 100 Dollar pro Mann, einige verlieren ein wenig. Bei mir ist die 9 nicht gekommen. Schade.

Am kommenden Tag nimmt das IT-Team mit Machine-Unterstützung die Internetsuche wieder auf, ergebnislos. Einige Kameraden gehen joggen, ich verfasse bei dünnem Cafe die letzten W80-Postkarten. Briefkästen sind in den USA übrigens auch eine sehr rare Spezies. Nur mal so nebenbei.

Nach einem von einigen Kameraden mit Nachdruck eingeforderten Jeanserwerb stehen wir neu eingekleidet um 15 Uhr vor den Penn Terminals. Das Ausräumen des Pontiac erfordert einige Zeit, unglaublich, was sich in 13 Tagen so ansammelt. Der Sicherheitsbeamte am Schlagbaum gibt die sorgfältige Kontrolle unseres Gepäcks zügig auf, ungewaschene T-Shirts und nasse Handtücher sind nicht jedermanns Sache. Fünf Kameraden steigen mit ihren sieben Sachen auf einen Pickup zum Schiff, Zwerg und ich geben den Pontiac kurz darauf termingerecht am Flughafen von Philadelphia zurück.

Die vom Weg her eigentlich kurze Rückfahrt zum Containerterminal gestaltet sich dann schwierig. Die Taxifahrer wollen uns alle zum Yachthafen bringen, das Penn Terminal kennt niemand. Unsere Lotsendienste veranlassen den Fahrer immerhin zu einem freiwilligen Preisnachlass von knapp zwei Dollar. Vielleicht sollte ich mich davon als Stadtführer selbständig machen.

Um 22.30 Uhr legt die „Independent Action“ ab. Europa, wir kommen.


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