Um 4 Uhr landet Schnirps in Delhi, um
5.30 Uhr verstecken wir uns vor ihm, unser Freund steht alleine auf weitem
Flur. Die flink gezeigte FC-Carl-Zeiss-Jena-Fahne gibt ihm wieder Orientierung
und um 6 Uhr starten wir mit einem gemieteten Kleinbus Richtung Taj Mahal.
Bereits im Vorfeld unserer Tour hatten wir uns geeinigt, dass das sportliche
Ziel „80 Tage" zwar im Fokus steht, wir aber auf keinen Fall die am „Wegesrande"
liegenden Sehenswürdigkeiten ungesehen vorbeiziehen lassen. So war der
Abstecher nach Syrien streng genommen ein erheblicher Umweg, der uns 3
Tage „gekostet" hat. Allerdings waren die von uns besuchten Plätze jede
Zeit der Welt wert (nachzulesen in „Bakschisch und Adnan" sowie „Kreuzritter
und Investoren").
So binden wir uns also einen Tag ans Bein, um wohl eines der schönsten
Bauwerke überhaupt in Augenschein nehmen zu können. Von Delhi bis Agra,
wo das Taj Mahal steht, sind es etwa 250 Kilometer. Über die Fahrt gibt
es nicht viel zu berichten, nach der durchwarteten Nacht ist lediglich
Schnirps wach genug, um seine Vorstellungen von Indien bestätigt zu sehen.
Über Geschichte und Schönheit des Gedenk-Bauwerkes noch viele Worte zu
verlieren, spare ich mir, das hieße Motor-Rikshaws nach Indien tragen.
Auch bei uns bleibt niemand von diesem Zeugnis einer großen Liebe unberührt.
Was die 20.000 an der Errichtung beteiligten Arbeiter und Kunsthandwerker
zu diesem größenwahnsinnigen Projekt gesagt haben, ist meines Wissens
leider nicht überliefert.
Immerhin wurde Bauherr Shah Jahan nach der Fertigstellung von seinem eigenen
Sohn wegen Verschendungssucht abgesetzt und ins Gefängnis geworfen. Nun
liegt er neben seiner Liebsten und ärgert sich vielleicht immer noch,
dass das ursprünglich geplante Gegenstück zum Taj Mahal nicht mehr umgesetzt
und die Staatskasse damit vor dem endgültigen Kollaps bewahrt wurde.
Merkwürdig ist, dass Fotos vom Taj Mahal nur von einer gegenüberliegenden
Treppe aus gemacht werden dürfen. Das erklärt, warum alle Bilder davon
so ähnlich aussehen. Warum das so ist, habe ich nicht rausbekommen.
Mit Vollgas düsen wir zurück nach Delhi, um 17.30 Uhr müssen wir zusammen
mit unserem Nagaländer die Zugfahrkarten abholen. Das klappt wie am Schnürchen,
um 17.29 Uhr steht unser Kleinbus vor dem Bahnhof. Deutsch eben.
Schnirps hat seine erste Indien-Erfahrung der Kasten-Art, als sich ein
Mann direkt vor ihm auf den Bahnhofsvorplatz legt und umgehend einschläft.
Um 21 Uhr sitzen wir auf unseren Liegen und zählen die Kakalaken. Wir
haben hier 2. Klasse, ganz hinten im Zug drängeln sich die Einheimischen
mit Kind, Kegel und allerlei großem Getier im Holzwagen. Luxus ist immer
relativ.
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