Der Morgen in Bangkok läuft etwas schleppend
an, vielleicht war eines der Biere gestern Abend schlecht. Und das, obwohl
wir doch permanent auf unsere Ernährung achten, um unliebsame Körperreaktionen
zu vermeiden. Nach ausgedehntem Frühstück starten die anderen zum Sightseeing,
ich muss noch die vergangenen Tage schriftlich aufarbeiten.
Ursprünglich wollte ich eigentlich spätestens alle zwei Tage unsere Erlebnisse
niedergelegt haben. Aufgrund des ständigen Unterwegsseins und zeitweilig
leerer Akkus von Mensch und Maschine gelingt das aber nur teilweise. So
bleiben schon mal fünf Tage liegen, das drückt dann den Schreiberling
gewaltig. Andererseits hilft mir diese spätere Reflektion auch bei der
Aufarbeitung der permanent auf uns eindringenden Erlebnisse und Wahrnehmungen.
Zumindest ein wenig.
Nachmittags um fünf sind alle wieder beieinander. Grüppchenweise wird
die „Touristenfalle für den fortgeschrittenen Individualreisenden" Khaosan
Road nach Mitbringseln und neuen Klamotten abgegrast. Unter anderem brauchen
wir eine neue Kopfbedeckung für Hoffi, der seiner alten unter aktiver
Beteiligung einiger Mitreisender wegen optischer Quälerei endlich verlustig
gegangen wurde. Nun reist er, aus der Gruppenkasse bezahlt, mit einem
von einem Thailand-Spruchband verzierten weißen Cowboyhut weiter durch
die Welt. Über Geschmack lässt sich bekanntlich selten streiten.
Der Nachtbus nach Vientiane, der Hauptstadt von Laos, erwartet uns gegen
halbacht, die Zeit vorher nutzt die Kulturgruppe zum Internetgebrauch.
Es ist immer wieder schön zu beobachten, wie die beiden Berliner ihre
Freunde aus dem Hochtechnologie-Zentrum Jena beim Verfassen einer E-Mail
unterstützen. Neben uns wartet ein weiterer Weltreisender auf den Bus.
Er stellt sich als ehemaliger Tiscali-Kollege von mir heraus, den ich
wegen seiner geschorenen Haare nicht erkannt habe. Wieder mal ein Beispiel
aus der Schublade „Wie klein ist doch die Welt". Ist sie aber tatsächlich,
wir sehen uns in München, Thomas.
Der Bus ist der luxuriöseste, mit dem wir bisher gereist sind. Funktionierende
Sitze, sogar Zudecken und ein selten hupender Fahrer machen das Reisen
angenehm. Morgens um 6 Uhr stehen wir an der Grenze, der Übertritt wird
wieder einmal von Ullas grünem Pass verzögert. Die Beamten seines Wohnortes
Schwäbisch-Hall haben ihm dieses Relikt einer Vor-EU-Zeit als Zweitpass
ausgestellt, während alle anderen Gruppenmitglieder mit den kleinen Roten
reisen. Da sticht Ullas Dokument hervor wie eine Tarantel auf einer Sahnetorte
und sorgt für weltweite Verwirrung bei Grenzern und Zollbeamten.
Neben dem Busbahnhof von Vientiane, ein am Mekong gelegener schöner Sandplatz,
steht ein kleines Cafe, in dem es auch morgens um 8 Uhr schon Frühstück
gibt. Das nutzen wir ausgiebig, um 11 Uhr trägt uns der nächste Kleinbus
in Richtung Luang Prabang. Bis dorthin sind es zwar eigentlich nur 400
Kilometer, Straße und Landschaft werden aber zunehmend bergiger. Daher
müssen wir eine Pause in dem kleinen Nest Vang Vieng einlegen und bekommen
noch Zimmer mit Air Condition. Der Abend wird lang, einige von uns bleiben
beim Absacker auf den Sitzpodesten hängen und philosophieren bis der Chef
des Ladens gegen 4 Uhr in der Frühe freundlich um Aufbruch bittet. Dem
sind wir gern gefolgt.
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