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Chicken Soup und Nachtbar vom 22.07.2004 |
Um sieben Uhr läuft der Motor des bestellten
Minibusses, zurück nach Luang Prabang und dann weiter Richtung vietnamesischer
Grenze soll uns der Weg heute führen. Der Fahrer ist fähig, hat aber besondere
Freude daran, zu durchquerende Dörfer mit einer Geschwindigkeit von mindestens
60 Kilometern pro Stunde heimzusuchen. Rumlümmelnde Wasserbüffel, spielende
Kinder oder pickendes Federvieh werden so permanent zu potentiellen Opfern
erklärt, zwei Hühner sind leider ein wenig langsam auf den Krallen. „Chicken
Soup" lautet der lakonische Kommentar unseres jagenden Lenkers.
Nach kurzem Dusch-Frühstücks-Zwischenstopp in Luang Prabang geht es weiter
in die Berge. Regelmäßig stehen Granaten oder kleinere Bomben in den Vorgärten
oder Feldern. Sie erinnern an die heftigen Bombardements, die Laos von
1964 bis 1974 zu erleiden hatte. Das Land war nicht nur Rückzugsgebiet
des Vietcong sondern auch Abwurfplatz für aus Vietnam zurückkehrende US-Bomber,
die ihre Schächte vor der Landung leer kriegen mussten. Ganze Landstriche
sind auf diese Art und Weise entvölkert und verwüstet worden.
Wir überlegen, ob wir heute noch bis zur Grenze fahren oder in welchem
Ort davor wir stoppen sollen. Der Zustand unseres Fahrzeugs enthebt uns
weiterer Erörterungen, die Bremsen geben ihren Geist auf. Zugleich naht
die Dunkelheit. In Phonsavan empfiehlt der Buch-Reiseführer ein Restaurant
nahe der Post, keine Ahnung, ob wir das richtige ausgewählt haben. Auf
jeden Fall sind die Portionen so groß, dass wir uns nach langer Zeit mal
wieder so richtig satt essen und auch den Armen des Ortes etwas Gutes
tun können. Der einsetzende Regen von bisher nicht erlebter Intensität
lässt uns aufatmen, wir hatten vorhin noch mit dem Gedanken gespielt,
an der Grenze im Zelt zu übernachten.
Wer müde ist, geht, der verbleibende Rest der Gruppe wagt einen Besuch
in der örtlichen Nachtbar. Das Innere lässt Bilder von sozialistischen
Brigadefeiern wieder auferstehen. Die Mehrzahl der männlichen Gäste dürfte
der Nomenklatura angehören und benimmt sich entsprechend daneben. Die
überall herumsitzenden Mädels sind zu jung und werden von einer Dame an
die Tische der reichlich angetrunkenen Herren dirigiert. Um Sex geht es
hier aber nicht, lediglich Tanzen und Reden ist den sich grazil in den
fetten Hüften wiegenden Herren erlaubt. Um zwölf ist Schluss mit der Orgie
im laotischen Stil, der Regen hat aufgehört.
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