Der Motor dröhnt, ab 7 Uhr sind wir wieder
auf der Jagd. Gegen 10 Uhr stehen wir an der als solches schwer zu definierenden
Staatsgrenze, die Ausreise aus Laos funktioniert tadellos. An einer gesperrten
Autobrücke vorbei schleppen wir uns durch den Schlamm zu einem provisorischen
vietnamesischen Abfertigungshaus, von hier aus weiter durch den Schlamm
bis zur vietnamesischen Zollvilla. Die Beamten sind äußerlich freundlich,
jeder von uns darf seine stinkenden Klamotten und andere Habseligkeiten
beäugen lassen. Im „Ehrenraum" gibt es dafür Reisschnaps unter dem Bildnis
von Ho Chi Minh. Dort hängt seit dem auch ein Wimpel des FC Carl Zeiss
Jena. Jetzt müssen die wirklich aufsteigen.
Nach einer heftigen aber siegreichen Auseinandersetzung mit der Polizei
über die Frage, ob wir mitsamt Sachen zum ersten Kontrollpunkt zurückschlammen
sollen, kann es nach für vietnamesische Beamtenverhältnisse sehr kurzen
zwei Stunden weitergehen. Wir haben Glück, der Besitzer eines russischen
Transportfahrzeuges erklärt sich bereit, uns für einen in dieser Gegend
absolut utopischen Preis die 24 Kilometer bis zum nächsten Dorf zu bringen.
Andere Transportmittel stehen nicht zur Verfügung. Straßen gibt es hier
nicht, vor drei Tagen hat ein Sturm viele der bisherigen Bauanstrengungen
wieder zunichte gemacht. Erdrutsche versperren ständig den Weg, wir wedeln
mit heulendem Motor durch die Erdmassen. Direkt vor uns schlägt ein Gesteinsbrocken
von etwa einem Meter Durchmesser in den Fahrweg ein. Das Leben ist tatsächlich
eine Abfolge von Zufällen.
In Nam Can angelangt, haben wir noch gar nichts geschafft. In dem Straßendorf
gibt es außer ein paar Häusern nicht viel, aber ein Bus nach Vienh soll
fahren. Die Angaben zu den Abfahrtszeiten schwanken zwischen 16 und 21
Uhr. Wir entdecken eine UN-Niederlassung, in der ein Einheimischer mit
Englisch-Kenntnissen arbeitet. Er erläutert, dass der Bus mehrfach durchs
Dorf fahre und jeder Zusteigwillige nur zu winken habe. Während er dies
spricht, kommt ein solches Gefährt des Wegs und wir können zu einem extrem
nervigen Teil unserer Tour aufbrechen.
Der Kleinbus hat etwa 20 Sitzplätze und wird ohne Rücksicht auf Verluste
vollgestopft. Auf dem Höhepunkt transportiert er etwa 40 zusammengepferchte
Leiber und einen Affen, der in einem zusammengeschusterten Käfig vor sich
hin leidet. Auf Frauen trampeln die männlichen Mitfahrer auf der Suche
nach Zigaretten schon mal ohne Entschuldigung herum, von asiatischer Zurückhaltung
ist hier nichts zu spüren. Nach etwa der Hälfte der Strecke erklärt der
Fahrer, er werde erst weiterfahren, wenn jeder von uns 20 Dollar zahle.
Der Preis für die Einheimischen liegt bei einem Dollar, drei waren für
uns ausgemacht. Macht unserer Masse setzen wir einen Preis von fünf Dollar
durch. Fahrer und Besatzung ist die Enttäuschung über die misslungene
Touri-Abzocke deutlich ins Gesicht geschrieben.
Beim nächsten Halt begeben sich unsere Mitreisenden zum Essen, wir halten
trotz anhaltenden Protestes des Bus-Kassierers schichtweise Wache im Gefährt.
Da taucht aus dem Nichts die Erlösung auf. Ein leerer Bus hält direkt
neben unserem, hat als Fahrtziel Hanoi und Zwerg tritt umgehend in Verhandlungen
ein. Boykottversuche unserer bisherigen Transporteure müssen nachdrücklich
gebrochen werden, dann sitzen wir in dem deutlich größeren Gefährt. Morgens
um 5 Uhr steht die geschlauchte Kulturgruppe auf einem kleinen Busbahnhof
in Vietnams Hauptstadt.
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