Hanoi empfängt uns mit aufgehender
Sonne und Schweinetransporten. An unseren Taxis vorbei werden Schweinehälften
auf Mofas transportiert, sechs Stück passen in den Fußraum
und auf den Gepäckträger. Dann stehen wir in der noch schlafenden
Altstadt, wehren Hotelschlepper ab und finden ein offenes Cafe als Hauptquartier
für die kommenden Stunden.
O.F. und ich machen uns auf die Sandalen, um die Zugfahrkarten
von Hanoi nach Guilin/China zu besorgen. Davon hängen alle weiteren
Planungen ab, ohne Tickets müssen wir uns bisher unbekannte Wege
erschließen, um am 30. pünktlich in Hongkong sein zu können.
Auf dem Hauptbahnhof von Hanoi gibt es einen eigens für Ausländer
eingerichteten Schalter, an dem internationale Verbindungen gebucht werden
können. Hinter der Glasscheibe sitzt eine bebrillte ältere Dame,
die menschlichen Regungen unzugänglich zu sein scheint und mangels
Computer alle Dokumente per Hand auszustellen hat.
Bei unserem ersten Versuch haben wir die Pässe mit
den China-Visa nicht dabei, beim zweiten hält einen größere
Reisegruppe den Betrieb auf. Es ist inzwischen 9.30 Uhr als wir zur Dame
vorgedrungen sind und unsere Wünsche äußern können.
Plätze gebe es, so die Beamtin, allerdings brauche sie schätzungsweise
zwei Stunden für das Ausstellen der Fahrscheine. Unter den unruhigen
Augen diverser Wartender macht die Dame sich daraufhin mit stoischer Ruhe
an das Ausfüllen unzähliger Vordrucke, Durchschläge und
Listen. Uns Deutsche würde bei einer derartigen Tätigkeit mit
Sicherheit umgehend eine chronische Sehnenscheidenentzündung ereilen.
Ich begebe mich während dessen auf die Suche nach einem Geldautomaten,
denn Kreditkarten gehen hier nicht. Neun Millionen Dong wollen erst einmal
abgehoben sein, nach Pfadfinderhilfe durch mehrere Moped-Taxis kann ich
mich ans Werk machen. Millionär zu sein, ist ein gutes Gefühl,
auch wenn das Geldbündel mir die Tasche zu sprengen droht. Um 11.30
Uhr haben wir die planmäßige Fortsetzung unserer Tour in der
Tasche, um 12 Uhr startet der Bus Richtung Halong-Bucht.
Die Kameraden haben während unserer Abwesenheit eine Zweitagestour
in dieses Wunderwerk der Natur gebucht. Der Preis scheint o.k., dafür
machen wir auf halbem Wege Station in einer Art Kaufhalle für kitschige
Gegenstände, die angeblich in einer anliegenden Behindertenwerkstatt
gefertigt werden. Vermutlich ist es mittlerweile wirklich unmöglich,
sich im Umfeld bemerkenswerter Teile unserer Welt dem Touristen-Nepp zu
entziehen. Gekauft hat übrigens niemand etwas.
Per Schiff geht es in das Gewirr der schätzungsweise dreitausend
Inseln und Felsformationen, die die Halong-Bucht so einmalig machen. Das
grünliche Wasser fräst sich durch Höhlen und Tunnel, der
Wind feilt scharfkantige Steingebilde zurecht. Die Kulturgruppe wird sentimal,
die Schönheit der Natur regt den Gedankenfluss an. Der Abend geht
mit Schwelgen dahin, die Nacht soll auf dem Oberdeck verbracht werden.
Ein Regenguss in der Früh verwehrt einen verschlafenen Blick auf
den Sonnenaufgang, unter Deck dröhnt der Motor. Die Matratzen trocknen
im Flur.
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