Barbecue und Hammerhai vom 04.-13.08.2004

Ich werde es den geneigten Lesern an dieser Stelle ersparen, jeden Tag auf der Pugwash zu beschreiben. Wie schon dargelegt, gruppieren sich um die Essenszeiten herum Aktivitäten, deren Spannbreite aufgrund der räumlichen Situation zwangsläufig nicht allzu groß ausfallen kann. Langweilen tut sich keiner der Kameraden, über die Tätigkeit des Lesens lassen sich aber nun mal schlecht Berichte schreiben.

Am 6. lädt der Kapitän zum Barbecue auf das Sonnendeck unterhalb der Brücke. Ein riesiger Grill schmurgelt friedlich vor sich hin, Hühnchen und Steaks schmecken Crew und Passagieren prima. Die Kulturgruppe nutzt die Möglichkeit, Fragen zu Schiff und Technik und dem Berufsalltag der Seeleute los zu werden.

Seit den Zeiten der Segelschiff hat sich zwar einiges geändert, die Arbeit ist körperlich leichter und sicherer geworden. Nur eines ist zwangsläufig geblieben – die lange Abwesenheit von zu Hause. Reisezeiten von etwa 6 Monaten sind Standard, wer Heuereinbußen hinnimmt, kann 3 Monate fahren und anschließend 3 Monate an Land sein. Der Aufbau einer Familie und anderer persönlicher Beziehungen ist dadurch naturgemäß schwierig. Seemannsbraut ist eben die See. Viele Offiziere streben daher an, nach einigen Jahren als Lotse oder in Ämtern unterzukommen. Das ist meistens sogar noch finanziell attraktiver als die Seefahrt.

Bei einigermaßen schönem Wetter ist Treffpunkt der Kulturgruppe auf der Back. Verträumt schauen die Weltreisenden in das schäumende Wasser und entdecken dabei allerlei Getier. Fliegende Fische und Delfine begleiten uns, leider sind wir für längere Rendezvous mit ihnen zu schnell. Bei permanenten 45 km/h macht auch der schnellste Delfin bald schlapp. Zwei einzelne Kameraden entdecken einen Hammerhai im Fahrwasser und berichten stolz davon. Kapitän und Chief sollten sich inzwischen von ihrem Lachanfall erholt haben. Ich glaube meinen Freunden.

Am 7. August überqueren wir die Datumsgrenze. Waren wir bis dahin den Daheimgebliebenen zeitlich ständig voraus, hängen wir nun plötzlich 12 Stunden hinterher. Den 7. erleben wir so zwei Mal, verrückt. Mit Unterstützung des 3. Offiziers Thomas gelingt es dann auch, den Grund für diese Zeitspielerei logisch zu durchdringen. Daran, dass wir die Uhr nahezu täglich eine Stunde vorstellen müssen, ändert sich nichts.

Während des zweiten Teils unserer Pazifik-Reise gewinnt unser geliebtes Doppelkopf-Spiel wieder an Stellenwert. Allabendlich versammeln sich die Kartenhaie im Offiziers-Aufenthaltsraum und frönen lautstark Alter und Dulle. Kulturgruppentypisch müssen die Verlierer etwas tun, etwa Getränkenachschub besorgen u.ä. Regelmeister Zwerg läuft mit immer verdrehteren Ideen der „Bestrafung“ zu bekannter Hochform auf.

Und dann sind plötzlich die Lichter von LA vor uns zu sehen. Rechts am Horizont ist der Berg mit dem „Hollywood“-Schriftzug zu erkennen, links grüßen Wolkenkratzer. Ich hätte jetzt Steuerbord und Backbord schreiben müssen, ich weiß, offensichtlich ist seemännische Verhaltens- und Ausdrucksweise auch nach zwei Wochen noch nicht ganz so tief in mein Hirn eingedrungen.

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