Universal und Venice vom 14.08.2004

Über die Behandlung von Reisenden an den US-Grenzen ist sich in den vergangenen Monaten regelmäßig erregt worden. Mich erfreut immer wieder die Geschichte von dem brasilianischen Richter, der US-Bürgern dieselbe Behandlung angedeihen lässt, die seine Landsleute von den amerikanischen Behörden zu erdulden haben. Entsprechend nervös sind wir also vor den Prozeduren der „Immigration“, die wir einzeln auf dem Schiff durchstehen müssen. Zwar haben wir alle ein Zehnjahresvisum, die Befragung durch die zwei Herren ist trotzdem gründlich und eingehend. Ich komme mir vor wie ein Bittsteller, meine Gegenüber lassen ihre Macht über Einreisewillige deutlich spüren. Glücklicherweise bestehen wir die Gesichtskontrolle alle erfolgreich. Ansonsten hätte uns die Pugwash wieder mit zurücknehmen müssen.

Um 9 Uhr betreten wir amerikanischen Boden, die Fahrerin des Hafenbusses bestellt uns dankenswerterweise ein Taxi. Ansonsten würde die Kulturgruppe sicherlich immer noch am Zaun des Containerterminals von Long Beach stehen. Die Zahl der Passanten ist überschaubar, ein riesiges Industriegebiet weit weg von Autovermietung und Sehenswürdigkeit umgibt uns. Nach einer knappen Stunde sitzen Zwerg, Schnirps und ich dann doch schon im Taxi Richtung Long Beach Flughafen. Hier übernehmen wir unser Transportmittel für die kommenden zwei Wochen, einen achtsitzigen Pontiac. Ich setze mich an die Automatik und innerhalb kürzester Zeit haben wir uns zwischen Highwaykreuzungen und Suburbs verfahren. Bei der deutlich verspäteten Rückkehr zu den Freunden sind die bereits bleich vor Sorge. Sah zumindest für mich so aus.

Den Tag heute wollen wir zum Sightseeing in LA nutzen. Bernd und ich haben die Universal-Studiotour noch nicht mitgemacht, die Freunde raten nachdrücklich dazu. Sie selbst wollen sich einen Tag am Venice Beach gönnen, wo wir auch erst einmal hinfahren. Das dauert, ich werde mich an das amerikanische Straßensystem erst wieder gewöhnen müssen. 100 Meter vom Strand entfernt finden sind noch Betten im Schlafsaal eines Hostel frei, auf geht’s zu den Studios.

Den berühmten Hollywood-Schriftzug sehen wir nur, weil ich wieder mal wenden muss. Die Touristenattraktion Universal-Studios selber stellt sich als quietschbunte Amüsiermeile heraus, an deren Ende es über den roten Teppich und gegen Löhnung von 50 Dollar in die Filmwelt an sich geht. Per Bahn lernt der geneigte Tourist den riesigen Studiokomplex kennen. Gehalten wird in geschichtsträchtigen Produktionshallen und berühmten Kulissen, wie dem Bates-Motel aus „Psycho“. Ohne Beweise für ihre Schaffenskraft lassen die Filmleute die Besucher aus aller Welt aber nicht aus ihren Klauen. Der Weiße Hai und King Kong greifen an, der gesamte Zug fällt fast einer Flutwelle und einem Truck zum Opfer. Beeindruckend.

Wir beiden Berliner geben uns dann noch die Spektakel „Waterworld“ und „Jurassic Park“ und wissen danach, warum amerikanische Popkultur die Welt im Griff hat. Babelsberg oder Bavaria kriegen ein mitten zwischen den Leuten landendes Flugzeug eben einfach nicht hin. Kreativität und Gigantomanie gehen bei der Universal-Studiotour eine unterhaltsame Ehe ein.

Auf dem Weg zurück nach Venice streifen wir noch alle diese bekannten Orte wie Sunset Boulevard, Beverly Hills oder Bel Air und greifen unsere Kameraden auf der Straße auf. Den Berichten zufolge haben sie einen schönen Strandtag umgeben von lauter Durchgedrehten verbracht, dieser und jene Drink ist dabei offensichtlich auch die Kehlen hinuntergeflossen. Die dabei geschlossenen Kontakte helfen uns beim Passieren des Türstehers eines angesagten Clubs, in dem noch das Tanzbein geschwungen wird. Gegen Mitternacht fallen die Augen zu und wir ins Bett.


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