Über die Behandlung von Reisenden
an den US-Grenzen ist sich in den vergangenen Monaten regelmäßig
erregt worden. Mich erfreut immer wieder die Geschichte von dem brasilianischen
Richter, der US-Bürgern dieselbe Behandlung angedeihen lässt,
die seine Landsleute von den amerikanischen Behörden zu erdulden
haben. Entsprechend nervös sind wir also vor den Prozeduren der „Immigration“,
die wir einzeln auf dem Schiff durchstehen müssen. Zwar haben wir
alle ein Zehnjahresvisum, die Befragung durch die zwei Herren ist trotzdem
gründlich und eingehend. Ich komme mir vor wie ein Bittsteller, meine
Gegenüber lassen ihre Macht über Einreisewillige deutlich spüren.
Glücklicherweise bestehen wir die Gesichtskontrolle alle erfolgreich.
Ansonsten hätte uns die Pugwash wieder mit zurücknehmen müssen.
Um 9 Uhr betreten wir amerikanischen Boden, die Fahrerin des Hafenbusses
bestellt uns dankenswerterweise ein Taxi. Ansonsten würde die Kulturgruppe
sicherlich immer noch am Zaun des Containerterminals von Long Beach stehen.
Die Zahl der Passanten ist überschaubar, ein riesiges Industriegebiet
weit weg von Autovermietung und Sehenswürdigkeit umgibt uns. Nach
einer knappen Stunde sitzen Zwerg, Schnirps und ich dann doch schon im
Taxi Richtung Long Beach Flughafen. Hier übernehmen wir unser Transportmittel
für die kommenden zwei Wochen, einen achtsitzigen Pontiac. Ich setze
mich an die Automatik und innerhalb kürzester Zeit haben wir uns
zwischen Highwaykreuzungen und Suburbs verfahren. Bei der deutlich verspäteten
Rückkehr zu den Freunden sind die bereits bleich vor Sorge. Sah zumindest
für mich so aus.
Den Tag heute wollen wir zum Sightseeing in LA nutzen. Bernd und ich haben
die Universal-Studiotour noch nicht mitgemacht, die Freunde raten nachdrücklich
dazu. Sie selbst wollen sich einen Tag am Venice Beach gönnen, wo
wir auch erst einmal hinfahren. Das dauert, ich werde mich an das amerikanische
Straßensystem erst wieder gewöhnen müssen. 100 Meter vom
Strand entfernt finden sind noch Betten im Schlafsaal eines Hostel frei,
auf geht’s zu den Studios.
Den berühmten Hollywood-Schriftzug sehen wir nur, weil ich wieder
mal wenden muss. Die Touristenattraktion Universal-Studios selber stellt
sich als quietschbunte Amüsiermeile heraus, an deren Ende es über
den roten Teppich und gegen Löhnung von 50 Dollar in die Filmwelt
an sich geht. Per Bahn lernt der geneigte Tourist den riesigen Studiokomplex
kennen. Gehalten wird in geschichtsträchtigen Produktionshallen und
berühmten Kulissen, wie dem Bates-Motel aus „Psycho“.
Ohne Beweise für ihre Schaffenskraft lassen die Filmleute die Besucher
aus aller Welt aber nicht aus ihren Klauen. Der Weiße Hai und King
Kong greifen an, der gesamte Zug fällt fast einer Flutwelle und einem
Truck zum Opfer. Beeindruckend.
Wir beiden Berliner geben uns dann noch die Spektakel „Waterworld“
und „Jurassic Park“ und wissen danach, warum amerikanische
Popkultur die Welt im Griff hat. Babelsberg oder Bavaria kriegen ein mitten
zwischen den Leuten landendes Flugzeug eben einfach nicht hin. Kreativität
und Gigantomanie gehen bei der Universal-Studiotour eine unterhaltsame
Ehe ein.
Auf dem Weg zurück nach Venice streifen wir noch alle diese bekannten
Orte wie Sunset Boulevard, Beverly Hills oder Bel Air und greifen unsere
Kameraden auf der Straße auf. Den Berichten zufolge haben sie einen
schönen Strandtag umgeben von lauter Durchgedrehten verbracht, dieser
und jene Drink ist dabei offensichtlich auch die Kehlen hinuntergeflossen.
Die dabei geschlossenen Kontakte helfen uns beim Passieren des Türstehers
eines angesagten Clubs, in dem noch das Tanzbein geschwungen wird. Gegen
Mitternacht fallen die Augen zu und wir ins Bett.
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zum Tagesbericht vom 14.08.2004
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