Die Nacht ist kurz, um 7 Uhr laufe ich
vom Hostel zum Auto, das wir sicherheitshalber am Vorabend vor der Bar
haben stehen lassen. Wegen Alkohol am Steuer Bekanntschaft mit amerikanischen
Gefängnissen zu machen, wäre das dümmste Denkbare. Gegen
8 Uhr rollt der Pontiac Richtung LA Flughafen. Los Angeles ist wirklich
mehr ein Zustand bzw. ein Lebensgefühl als eine Stadt. Joggende Menschenmassen
morgens auf der Straße, durchgeknallte Raucher abends vor den Clubs.
Und dazwischen Hollywood.
Auf LAX, so die offizielle Bezeichnung auf den Straßenschildern,
angekommen, soll das Ticket von Schnirps umgebucht werden. Er hatte der
Sicherheit halber den spätest möglichen Termin zur gerade noch
so pünktlichen Wiederkehr in die Arbeitswelt gebucht, um der Unsicherheit
der Schiffsankunft Rechnung zu tragen. Am Schalter stehend, schlafen Dolmetscher
Horst von der Ferne aus gesehen die Gesichtszüge ein. Wie sich später
herausstellt, ist der Flug von Herrn Dern gestrichen worden, weil er den
Hinflug nicht angetreten hat. Die Fluggesellschaften zwingen ihre Gäste
mit in meinen Augen schwachsinniger Preispolitik dazu, Hin- und Rückflug
zu buchen, obwohl man bloß einen von beiden braucht. Ich habe bis
jetzt bloß noch nicht begriffen, wer ihnen dann das Recht gibt,
bezahlte Plätze einfach noch einmal zu verkaufen. Wer mir mit juristischen
Grundlagen aushelfen kann, möge sich bitte wie gewohnt unter gr@w80.de
melden.
Der Flug zurück auf dem schon einmal bezahlten Platz soll dann auch
nur 2100 Dollar kosten. Nach der Veranstaltung von viel Wirbel und Herbeizitierung
des Chefs lässt sich US Airways gnädig dazu herab, für
„nur“ 150 Dollar die „alte“ Buchung wieder aufleben
zu lassen. Glück gehabt?!
Jedenfalls hat Schnirps jetzt zwangsläufig noch anderthalb Tage Zeit
und LA ist für den Fremden eine unfreundliche Stadt. Da nehmen wir
ihn doch einfach mit nach Phoenix, die 650 Kilometer kommt er morgen schon
irgendwie zurück. Die Auffahrt auf den Highway 10 beschert uns noch
einmal einen schönen Blick über Downtown LA, dann geht es quer
durch Kalifornien bis Arizona. Die Landschaft ist bergiger als von mir
erwartet. Einfach wunderschön.
In Phoenix erwartet uns eigentlich ein Fernsehteam, um die acht deutschen
Weltreisenden für die Morgensendung eines Regionalsenders zu interviewen.
Leider hat die Flughafennummer länger gedauert als gedacht, so dass
wir zu spät zu unserem großen Auftritt kommen. Das hätte
ich gerne gemacht. Dafür empfängt uns Klaus, ein Ex-Kollege
von Horst und Österreicher, in einem irischen Pub (!) in einem gutbürgerlichen
Vorort von Phoenix. Von der Stadt selber haben wir nur die amerikatypische
Skyline gesehen, nach dem Pub-Besuch wird gebowlt.
Das örtliche Bowling-Zentrum ist total leer, heute ist Sonntag. Und
an diesem Tag gehe man wegen des zwangsläufig folgenden Montags als
amerikanischer Mittelständler nicht aus, belehrt uns Marie, die Freundin
von Klaus. Über die Spielergebnisse mag ich hier gerne den Mantel
des Schweigens decken, die Sieger haben sich jedenfalls sehr gefreut.
Wir schlafen im Büro von Klaus, der eine Firma für Herstellung
und Vertrieb von Quarzglas-Produkten mitbetreibt. Da weiß ich nach
einer morgendlichen Führung jetzt auch eine ganze Menge drüber.
Amerikanisches Bier ist übrigens nicht ganz so wirkungslos, wie die
Legende uns Deutschen weismachen will. Ehrlich.
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zum Tagesbericht vom 15.08.2004
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