Pistolen und Gott vom 16.08.2004

Die Trennung von Schnirps fällt schwer, der zweite Freund, den wir nach Hause ziehen lassen müssen. Obwohl, mittlerweile ist jeder von uns ein wenig von Heimweh geplagt, so dass dieser und jener bestimmt gerne mitgeflogen wäre. Für mich übrigens ein vollkommen neues Gefühl, bisher war ich immer froh, möglichst weit weg von zu Hause zu sein. Ich gehe eben auch schon auf die 40 zu. Klaus hat unserem Freund noch einen Greyhound besorgt, so dass er pünktlich zum Flug auf dem LAX sein wird. Allerdings ohne Lachs, zum Fischen hatten wir zur Trauer von Flemme bisher nur auf dem Schiff Zeit. Der Kapitän und der Chief haben sich dazumal gefreut. Ist ja immerhin schon wieder drei Tage her.

Der Pontiac trägt uns in Richtung New Mexico, erste Station ist Tombstone. Hier haben sich um 1880 herum Wyatt Earp und Konsorten die Knarren ins Gesicht gehalten, jetzt haben wir es hier mit einer waschechten Touri-Attraktion zu tun. Auf Damals gestylte Einheimische sitzen malerisch herum, die Häuser sehen aus wie geleckt. In den anliegenden Läden kann der geneigte Reisende vom Sheriff-Stern bis zur Ballermann-Kopie alle notwendigen Utensilien kaufen, um sich wie ein echter Pistolenheld zu fühlen. Mich hat erstaunt, dass es alle diese zigfach in Western-Filmen verewigten Typen tatsächlich gegeben hat.

Wir wollen heute noch nach Mexiko, Land 16 oder so müssen wir auf unserer Tour schon noch mitnehmen. Leider gibt es beim kleinen Grenzverkehr keinen Stempel in den Pass, außerdem ist heute Montag und damit im Grenzort reineweg gar nix los. In einem seit einer Woche geöffneten Restaurant, das früher bestimmt eine Garage war, kriegen sich die Besitzer angesichts der sieben hungrigen deutschen Weltreisenden gar nicht mehr ein. Das Essen ist total lecker, wie schon in China muss ich erfahren, dass die so benannten ausländischen Restaurants mit den tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort wenig zu tun haben. Mexikanisch ist in Mexiko am besten, so viel ist sicher.

Trotz Sträubens unsererseits ordern uns die stolzen Gaststättenbesitzer einen Bus zur einzigen montags geöffneten Bar des Ortes. Diese stellt sich als eine Art Luxusschuppen für den Anspruchslosen heraus, der am Wochenende bestimmt brummt. Die aufgebaute Bandanlage legt das zumindest nahe. Alles in allem hat die Kulturgruppe heute nicht ihren besten Abend und schläft am Tresen fast ein. Nach einem Margarita geht es zurück in die USA, die Grenzer sind entzückt von unseren Weltreisemaßnahmen und rücken meinen doch ziemlich schlechten Eindruck von amerikanischen Polizeibeamten deutlich ins Positive.

In Douglas auf der anderen Seite ist auch nicht viel los, so dass Flemme das Steuer ergreift und uns wieder auf die 10 bringt. Dunkel zieht sich das endlose Band des Highways dahin, die Uhr muss wieder einmal eine Stunde vorgestellt und ein Motel gefunden werden.

Wir wählen die Abfahrt Lordsburg, wer will nicht einmal in der Nähe Gottes übernachten. Im ersten Haus am Motel Drive erwartet mich eine Szene wie aus einem Hollywood-Film. Zwei schwule Farbige sitzen mit einem Schoßhündchen bei laufendem Fernseher am Schreibtisch und rufen lächelnd einen unverschämten Preis auf. Nach längerer Suche vermietet uns ein schwer verständlicher und verschlafener Inder zwei schicke Zimmer. In einem besteht die Dusche aus einem Haufen Kacheln und Schutt, die Betten sind aber groß und es gibt einen Fernseher. Horst kann damit seiner täglichen Olympia-Zeitungs-Lektüre auch das Erlebnis bewegter Bilder hinzufügen. Die Japaner gewinnen vor den USA überraschend den Mannschaftswettbewerb der Turner. Rumänien ist Vierter geworden.

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