Die Trennung von Schnirps fällt schwer,
der zweite Freund, den wir nach Hause ziehen lassen müssen. Obwohl,
mittlerweile ist jeder von uns ein wenig von Heimweh geplagt, so dass
dieser und jener bestimmt gerne mitgeflogen wäre. Für mich übrigens
ein vollkommen neues Gefühl, bisher war ich immer froh, möglichst
weit weg von zu Hause zu sein. Ich gehe eben auch schon auf die 40 zu.
Klaus hat unserem Freund noch einen Greyhound besorgt, so dass er pünktlich
zum Flug auf dem LAX sein wird. Allerdings ohne Lachs, zum Fischen hatten
wir zur Trauer von Flemme bisher nur auf dem Schiff Zeit. Der Kapitän
und der Chief haben sich dazumal gefreut. Ist ja immerhin schon wieder
drei Tage her.
Der Pontiac trägt uns in Richtung New Mexico, erste Station ist Tombstone.
Hier haben sich um 1880 herum Wyatt Earp und Konsorten die Knarren ins
Gesicht gehalten, jetzt haben wir es hier mit einer waschechten Touri-Attraktion
zu tun. Auf Damals gestylte Einheimische sitzen malerisch herum, die Häuser
sehen aus wie geleckt. In den anliegenden Läden kann der geneigte
Reisende vom Sheriff-Stern bis zur Ballermann-Kopie alle notwendigen Utensilien
kaufen, um sich wie ein echter Pistolenheld zu fühlen. Mich hat erstaunt,
dass es alle diese zigfach in Western-Filmen verewigten Typen tatsächlich
gegeben hat.
Wir wollen heute noch nach Mexiko, Land 16 oder so müssen wir auf
unserer Tour schon noch mitnehmen. Leider gibt es beim kleinen Grenzverkehr
keinen Stempel in den Pass, außerdem ist heute Montag und damit
im Grenzort reineweg gar nix los. In einem seit einer Woche geöffneten
Restaurant, das früher bestimmt eine Garage war, kriegen sich die
Besitzer angesichts der sieben hungrigen deutschen Weltreisenden gar nicht
mehr ein. Das Essen ist total lecker, wie schon in China muss ich erfahren,
dass die so benannten ausländischen Restaurants mit den tatsächlichen
Gegebenheiten vor Ort wenig zu tun haben. Mexikanisch ist in Mexiko am
besten, so viel ist sicher.
Trotz Sträubens unsererseits ordern uns die stolzen Gaststättenbesitzer
einen Bus zur einzigen montags geöffneten Bar des Ortes. Diese stellt
sich als eine Art Luxusschuppen für den Anspruchslosen heraus, der
am Wochenende bestimmt brummt. Die aufgebaute Bandanlage legt das zumindest
nahe. Alles in allem hat die Kulturgruppe heute nicht ihren besten Abend
und schläft am Tresen fast ein. Nach einem Margarita geht es zurück
in die USA, die Grenzer sind entzückt von unseren Weltreisemaßnahmen
und rücken meinen doch ziemlich schlechten Eindruck von amerikanischen
Polizeibeamten deutlich ins Positive.
In Douglas auf der anderen Seite ist auch nicht viel los, so dass Flemme
das Steuer ergreift und uns wieder auf die 10 bringt. Dunkel zieht sich
das endlose Band des Highways dahin, die Uhr muss wieder einmal eine Stunde
vorgestellt und ein Motel gefunden werden.
Wir wählen die Abfahrt Lordsburg, wer will nicht einmal in der Nähe
Gottes übernachten. Im ersten Haus am Motel Drive erwartet mich eine
Szene wie aus einem Hollywood-Film. Zwei schwule Farbige sitzen mit einem
Schoßhündchen bei laufendem Fernseher am Schreibtisch und rufen
lächelnd einen unverschämten Preis auf. Nach längerer Suche
vermietet uns ein schwer verständlicher und verschlafener Inder zwei
schicke Zimmer. In einem besteht die Dusche aus einem Haufen Kacheln und
Schutt, die Betten sind aber groß und es gibt einen Fernseher. Horst
kann damit seiner täglichen Olympia-Zeitungs-Lektüre auch das
Erlebnis bewegter Bilder hinzufügen. Die Japaner gewinnen vor den
USA überraschend den Mannschaftswettbewerb der Turner. Rumänien
ist Vierter geworden.
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zum Tagesbericht vom 16.08.2004
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