Nach dem Aufstehen und einer nicht zitierfähigen
Diskussion über die
Nutzungstechniken asiatischer Aborte nähert sich das Gefährt
der syrischen Grenze.
Links und rechts des Wegs tauchen jämmerliche Planen-Siedlungen auf,
die
offensichtlich von den in der quälenden Hitze schuftenden Feldarbeitern
bewohnt
werden. Und dann ist es soweit: Wir betreten erstmals uns gänzlich
unbekannten
Boden.
Gegenüber Uniformen scheinen die Syrier eine ausgeprägte Abneigung
zu haben.
Zumindest die Grenzer sind nur anhand der am Gürtel baumelnden Handschellen
zu
identifizieren. Wir Unerfahrenen sind daher umgehend in der Hand der überall
lauernden Bakschisch-Jäger, die Hilfe beim Grenzübertritt anbieten
und dafür
natürlich ein Sümmchen abstauben wollen. „Maschine“
findet schnell eine
Bekämpfungsmethode, einfach das Gaspedal durchtreten und sich den
nach den
Pässen grapschenden Händen entziehen.
Vor der syrischen Kontrolle sind wir dann allerdings froh, dass uns ein
wie ein Lehrer
aussehender Bakschich-Helfer durch die Wirren der einheimischen Bürokratie
geleitet. Ohne seine Hilfe hätten wir wahrscheinlich einen halben
Tag vor dem
Grenzschild verbracht, so sind wir schon nach zwei Stunden und der Zahlung
von
250 Dollar „Durchgebrochen“, um mal den Höfel zu zitieren.
Auf der anderen Seite erwartet uns umgehend ein Arabien wie aus dem Bilderbuch.
Verkehrsteilnehmer von motorisiert bis beritten folgen unverständlichen
Regeln, die
Bedeutung aller schriftlichen Mitteilungen ist von uns nicht mehr zu ermitteln,
die
Sonne brennt auf weite Ebenen und kleine Dörfer. In Aleppo, der zweitgrößten
Stadt
des Landes, schafft „Maschine“ wieder einmal das für
unmöglich Gehaltene und
bringt uns unversehrt durch hupende Fahrzeugknäuel sowie lebensmüde
Fußgänger.
Die auf römischen Fundamenten ruhende Zitadelle der Stadt zieht uns
schnell in
ihren Bann, unser Guide formuliert vor laufender Kamera eine Aufforderung
an alle
Deutschen, möglichst zahlreich sein Heimatland zu besuchen. Tatsächlich
ist der
Tourismus in Syrien im Vergleich zu Israel oder Ägypten relativ wenig
entwickelt, was
der Kulturgruppe angesichts freundlicher und hilfsbereiter Einheimischer
sowie
reicher Kultur und Geschichte wenig verständlich ist.
Vor der Zitadelle warten die typischen Touristenfallen in Form von Cafes
auf uns, wir
entscheiden uns für das mit dem am wenigsten nervenden Schlepper.
Der heißt
Adnan, ist des Deutschen mächtig und bewahrt uns in den kommenden
Stunden vor
überhöhten Preisen, zu aufdringlichen Händlern und ungewollten
Tabubrüchen.
Adnan ist Kurde und hat neun Jahre in Deutschland gelebt. Bei einem Besuch
in
Syrien wurde er verhaftet und zu zweieinhalb Jahren Armeedienst verdonnert,
den er
in drei Wochen hinter sich hat. Er hat sich wirklich rührend um uns
gekümmert und
sich dabei permanent bei der Gruppe versichert, ob auch niemand ihn für
einen
Betrüger hält. Adnan, der wieder zurück nach Deutschland
kommen will, wurde
einstimmig zur Wiedersehensparty am 11.9. in Jena eingeladen.
Im altstädtischen Basar beschließen die Freunde, den Aufenthalt
in unbekannten
Kulturen auch äußerlich zu dokumentieren. Palästinenser-Tücher
sowie traditionelle
Kaftans verändern das Erscheinungsbild nachhaltig, was bei den interessiert
zuschauenden Arabern für einige Heiterkeit sorgt. Arabische Gepflogenheiten
und
kulturelle Unterschiede stehen im Mittelpunkt des Tischgesprächs
in einem schönen
Restaurant in der Altstadt. Warum sind welche Frauen wie verschleiert,
wie ist das
mit dem Sex und warum laufen arabische Männer Hand in Hand durch
die Straßen,
sind nur einige der diskutierten Fragen. Dazu gibt es Bier, das nur im
kleinen
katholischen Teil von Aleppo zu bekommen ist.
In einem kleinen, mit Teppichen gefluteten Hotel beziehen wir anschließend
prima
Zimmer, werden Zeugen der Niederlage Englands und gehen schlafen. Und
das mal
richtig lange.
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