Nach der gestrigen Hetzerei lassen wir
es heute ein wenig ruhiger angehen. Der Zeltplatz verfügt über
einen kleinen See. Einige Freunde joggen drumrum, ich gehe hinein. Um
12 Uhr rollt der Pontiac vom Platz, für Höfel eindeutig zu spät.
Seine leichte Verstimmung über die verpennten Kameraden wird den
ganzen Tag über anhalten und für angeregten Gedankenaustausch
sorgen.
An Atlanta, da war ich vor ein paar Jahren mal für länger und
empfinde tatsächlich so etwas wie Heimatgefühle, vorbei geht
es strikt Richtung Nordost. Genau auf der Grenze zwischen den Bundesstaaten
Tennessee und North Carolina ist unser heutiges Ziel zu finden, der Great
Smoky Mountains National Park. Wie der Name schon sagt, hängt dort
der Nebel schön in den grünen Tälern und versperrt oft
die Sicht auf spektakuläre Berglandschaften. Außerdem ist der
Nationalpark aber auch der beliebteste der USA. Über neun Millionen
Besucher lassen sich hier verzaubern, der Grand Canyon National Park bringt
es nicht einmal auf die Hälfte. O.K., das Naturschutzgebiet der rauchenden
Berge ist dafür auch dreimal größer.
Der Weg auf die Hügel führt uns durch ein Indianerreservat,
wo der geneigte Reisende anhand von Vorführungen mehr über Leben
und Bräuche der amerikanischen Ureinwohner lernen kann. Dafür
sind wir heute zu spät dran, was Horst wieder zu seinem heutigen
Lieblingsthema bringt (s.o.).
Wir schaffen es, noch im Hellen unsere Zelte aufzubauen und Kombüsenwunder
Hoffi waltet erneut in bewährter Weise seines Amtes.
Am kommenden Morgen haben wir die gelbe Karte auf dem Tisch. Auf einem
entsprechend gefärbten Vordruck sind vom Camper zu begehende Vergehen
aufgelistet. Die Kulturgruppe hat nicht nur mit sieben statt mit maximal
erlaubten sechs Leuten hier die Nacht verbracht (Wie konnten das die Ranger
durch die Zeltwände hindurch nur sehen?), sondern auch die Bären
gefüttert. Lediglich potentiell natürlich, es lag einfach die
ganze Nacht hindurch Essbares erreichbar umher. Um das zu verhindern,
gibt es an jedem Stellplatz eine hohe Stange mit einem Haken, an den die
Speisen möglicht geruchsdicht verpackt angehangen werden sollen.
Das haben wir versäumt und erscheinen nun mit vorsorglich zerknirschtem
Gesicht im Büro, um unsere gerechte Strafe entgegenzunehmen. Diese
wird von der die normale Gebühr kassierenden Rangerin vergessen,
wir sind noch einmal davongekommen. Weder ein Bär noch der lange
Arm des Gesetzes hat uns erwischt. Ob man Rangerin sagt, weiß ich
übrigens nicht. Bestätigungen oder Schelten diesbezüglich
erbitte ich an gr@w80.de.
Nach einer kurzen Stippvisite und kurzem Frühstück im bekannten
Urlauberort Gatlinburg verbringen wir einen unspektakulären Tag auf
der Straße. Gegen 12 Uhr sind 5555,5 Kilometer durch die USA zurückgelegt,
die Größe dieses Landes ist immer wieder beeindruckend. Am
Abend statten wir Harrisonburg/Virginia einen Besuch ab, auf den ersten
und zweiten Blick eines der langweiligsten Städtchen ever known.
Es verfügt aber immerhin über eine preiswerte und gute Pizzeria
sowie ein annehmbares Motel. Da sind wir dann gleich dageblieben.
zurück
zum Tagesbericht vom 24.08.2004
Übersicht aller Artikel im Reisetagebuch |